Es ist immer eine Her­aus­for­de­rung, sol­che Nach­rich­ten zu emp­fan­gen: eine Erhö­hung der Grund­steu­er um 26,25 % rück­wir­kend zum 1. Janu­ar 2023.

Man beginnt sofort, sich zu fra­gen: Was ist pas­siert? Wer hat sei­ne Gier nicht im Zaum? Wer trägt die Ver­ant­wor­tung? Wo fließt das Geld hin? Wel­chen Nut­zen bringt es mir? Und so weiter.

Die­ser Arti­kel kann zwar die Erhö­hung der Grund­steu­er nicht ändern, aber er kann mög­li­cher­wei­se dazu bei­tra­gen, den Ursprung und den Grund für die Not­wen­dig­keit der Anpas­sung der Hebe­sät­ze durch den Stadt­rat von Strom­berg zu erklären.

Bevor wir tie­fer ein­tau­chen, las­sen Sie uns eini­ge grund­le­gen­de Infor­ma­tio­nen klä­ren.
Wer bereits die­se Sys­te­ma­tik kennt, kann die­sen Bereich über­le­sen und springt zu: Das ist neu!

Es ist all­ge­mein bekannt, dass der Bund für über­ge­ord­ne­te Steu­ern und Abga­ben ver­ant­wort­lich ist. So ist die Höhe der Ein­kom­men­steu­er unab­hän­gig davon, ob ich mein Geld in Ham­burg oder Mün­chen ver­die­ne. Per­so­nen, die Kir­chen­steu­er zah­len, wis­sen, dass es hier bereits Unter­schie­de zwi­schen den Bun­des­län­dern gibt. In eini­gen Bun­des­län­dern beträgt die­se 8 %, in den meis­ten jedoch 9 % der Ein­kom­mens­steu­er.
Immo­bi­li­en­käu­fer sind sich der erheb­li­chen Unter­schie­de zwi­schen den Bun­des­län­dern bewusst. Im Saar­land beträgt die Grund­er­werb­steu­er 6,5 % des Kauf­prei­ses, in Bay­ern 3,5 % und in Rhein­land-Pfalz 5,0 %. Gemäß unse­rem föde­ra­len Sys­tem haben die Bun­des­län­der das Recht, die Höhe die­ser Steu­er selbst festzulegen.

Von nun an wer­den vie­le Auf­ga­ben auf ver­schie­de­nen Ebe­nen inner­halb der Bun­des­län­der gere­gelt. Natür­lich kon­zen­trie­ren wir uns in die­sem Zusam­men­hang aus­schließ­lich auf Rhein­land-Pfalz. Wenn Sie Inter­es­se dar­an haben zu ver­ste­hen, wie die Auf­ga­ben­ver­tei­lung zwi­schen Land, Land­kreis, Ver­bands­ge­mein­de und Stadt bzw. Orts­ge­mein­de funk­tio­niert, ver­wei­se ich Sie auf einen Arti­kel, den ich im Janu­ar 2020 ver­fasst habe: hier kli­cken.

Die Land­krei­se, Ver­bands­ge­mein­den, Städ­te und Dör­fer tra­gen also Ver­ant­wor­tung für bestimm­te Auf­ga­ben, die sie eigen­stän­dig bewäl­ti­gen und finan­zie­ren müs­sen. Zu die­sem Zweck die­nen die kom­mu­na­len Steu­ern. Die­se sol­len die durch Gesetz garan­tier­te Selbst­ver­wal­tung sichern.

Kom­mu­na­le Steu­ern und Abga­ben umfas­sen bei­spiels­wei­se die Grund­steu­er, die Gewer­be­steu­er, die Hun­de­steu­er, die Zweit­woh­nungs­steu­er, die Ver­gnü­gungs­steu­er, Stra­ßen­rei­ni­gungs­ge­büh­ren und Abfall­ge­büh­ren, unter anderem.

Da es eine fest­ge­leg­te Auf­ga­ben­ver­tei­lung zwi­schen dem Land­kreis, der Ver­bands­ge­mein­de und der Stadt bzw. den Orts­ge­mein­den gibt, wer­den die gesam­ten Ein­nah­men aus Steu­ern und Abga­ben pro­por­tio­nal ver­teilt. Aktu­ell beträgt die Umla­ge für den Land­kreis Bad Kreuz­nach 47,2 % und für die Ver­bands­ge­mein­de Lan­gen­lons­heim-Strom­berg 30,0 %. Die Stadt Strom­berg und die Orts­ge­mein­den der ehe­ma­li­gen Ver­bands­ge­mein­de Strom­berg leis­ten gemäß der Fusi­ons­ver­ein­ba­rung zusätz­lich eine Ver­bands­ge­mein­de-Umla­ge von 3,5 %. Dies bedeu­tet, dass weni­ger als 20 % der Ein­nah­men bei der Stadt Strom­berg verbleiben.

Die kom­mu­na­le Selbst­ver­wal­tung erlaubt es jeder Kom­mu­ne, die Höhe ihrer kom­mu­na­len Steu­ern und Abga­ben selbst zu bestim­men. Dies geschieht durch die Fest­le­gung von Hebe­sät­zen, die sich an den soge­nann­ten Nivel­lie­rungs­sät­zen ori­en­tie­ren. – Dop­pel-Rumms, was sind denn bit­te Hebe- und Nivellierungssätze?

Schau­en wie uns dazu an, wie die Grund­steu­er berech­net wird:

Das Finanz­amt bewer­tet Ihre Immo­bi­lie nach ihrer Fer­tig­stel­lung anhand eines Fra­gen­ka­ta­logs (Grö­ße, Lage, Zustand etc.) und schätzt so ihren Wert. Um alle Immo­bi­li­en gerecht zu behan­deln, wer­den die Bau­prei­se von 1964 als Ver­gleichs­maß­stab her­an­ge­zo­gen. Nach Abschluss die­ser Bewer­tung sen­det das Finanz­amt dem Eigen­tü­mer den ermit­tel­ten Wert in Form eines “Ein­heits­wert­be­scheids”. Der dar­in genann­te Wert dient als Grund­la­ge für die spä­te­re Berech­nung der Grund­steu­er. Wird eine bereits bestehen­de Immo­bi­lie erwor­ben, über­nimmt der neue Eigen­tü­mer den zuvor fest­ge­stell­ten Einheitswert.

Bei­spiel: Der Ein­heits­wert einer Immo­bi­lie, für die man 350.000 € aus­ge­ge­ben hat, könn­te 88.250 € betragen.

Im nächs­ten Schritt berech­net das zustän­di­ge Finanz­amt den soge­nann­ten Steu­er­mess­be­trag. Hier­bei wird ein Pro­zent­satz her­an­ge­zo­gen, der sich nach der Art und Lage der Immo­bi­lie sowie der Grö­ße der Kom­mu­ne rich­tet. Zudem kann Grund­stück und Gebäu­de unter­schied­lich gewich­tet wer­den. Bei mei­ner Immo­bi­lie ergab sich ein Steu­er­mess­be­trag von 274,36 €.

Die­se 274,36 € wer­den nun mit dem Hebe­satz der Gemein­de mul­ti­pli­ziert. Wenn wir den Hebe­satz der Stadt Strom­berg von 2022 ver­wen­den, sieht die Rech­nung fol­gen­der­ma­ßen aus: 274,36 € x 400 % = 1.097,44 €.

Das ist neu ab dem Jahr 2023:

Ab dem Jahr 2023 lau­tet die Rech­nung: 274,36 € x 505 % = 1.385.51 €, also die o.g. 26,25 % mehr.

Der Hebe­satz ist die ent­schei­den­de Varia­ble, die die Höhe der zu zah­len­den Grund­steu­er bestimmt. Gemäß dem kom­mu­na­len Recht auf Selbst­ver­wal­tung hat jede Kom­mu­ne die Frei­heit, ihre Hebe­sät­ze selbst fest­zu­le­gen – zumin­dest in der Theorie.

Der von der Lan­des­re­gie­rung vor­ge­ge­be­ne Nivel­lie­rungs­satz legt eine bestimm­te Grö­ße fest, die bei der Berech­nung der Finanz­kraft einer Gemein­de berück­sich­tigt wird. Der aktu­el­le Nivel­lie­rungs­satz wur­de kürz­lich von 365 % auf 465 % ange­ho­ben. Nähe­re Infos dazu: hier kli­cken.

Das bedeu­tet, dass die Kom­mu­nen min­des­tens einen Hebe­satz von 465 % bei der Grund­steu­er B fest­le­gen müs­sen, um die not­wen­di­gen Mit­tel zur Ver­fü­gung zu haben. Die­se Mit­tel wer­den benö­tigt, um die Umla­gen an den Land­kreis und die Ver­bands­ge­mein­de zah­len zu kön­nen. Die kom­mu­na­len Steu­ern bis zur Höhe des Nivel­lie­rungs­sat­zes flie­ßen in die Berech­nung der Umla­ge ein. Wie oben beschrie­ben, ver­blei­ben davon aller­dings weni­ger als 20 % bei der Stadt Stromberg.

Jeder Pro­zent­punkt, der über dem vor­ge­ge­be­nen Nivel­lie­rungs­satz liegt, kommt der Gemein­de voll­stän­dig zugu­te. Da der Haus­halt der Stadt Strom­berg ein Defi­zit auf­weist – das bedeu­tet, die not­wen­di­gen Aus­ga­ben sind höher als die ver­blei­ben­den Ein­nah­men –, zwingt die Kom­mu­nal­auf­sicht sol­che Gemein­den dazu, die Hebe­sät­ze über den Nivel­lie­rungs­satz hin­aus anzu­he­ben. Dies geschieht, um die Ein­nah­me­si­tua­ti­on zu verbessern.

Um die Geneh­mi­gung des vor­ge­leg­ten Haus­halts zu errei­chen, war es sei­tens des Stadt­rats not­wen­dig, den Hebe­satz für die Grund­steu­er B auf 505 % festzulegen.

Klick auf das Bild für den Bericht aus der Stadtratssitzung.